Herz und Humor: Rückblick auf 43 Jahre im Gesundheitswesen
Anlässlich Deiner bevorstehenden Pensionierung als langjährige und geschätzte Mitarbeiterin möchten wir Dir, Manuela, mit diesem Interview die Möglichkeit bieten, auf vier Jahrzehnte im Gesundheitswesen und Deine Zeit bei HSK zurückzublicken. Wir danken Dir an dieser Stelle herzlich für Deine grossartigen Leistungen als beständiges HSK-Teammitglied, Dein aussergewöhnliches Engagement sowie Deinen motivierenden Teamgeist.
Manuela Schär, Verhandlungsleiterin Zentralschweiz und Stv. Tarifmanagerin Pflege: verabschiedet sich im September 2024 - nach über vier Jahrzehnten im Gesundheitswesen.
Mit Deinem reichen Erfahrungsschatz aus 43 Jahren Gesundheitswesen, wie hast Du der Einkaufsgemeinschaft HSK zum Erfolg verholfen?
Schär: Wenn ich diesen Monat in die Pension gehe, darf ich auf erfüllte 43 Jahre im Gesundheits-wesen zurückblicken. Meine Karriere begann im Jahr 1981 mit meiner Lehre zur Kinderkranken-schwester – eine Herzensangelegenheit für mich, denn mich faszinieren Kinder. Nach einigen Jahren auf der Intensivstation im Kispi (Kinderspital Zürich) hatte ich die Gelegenheit, mit zwei Ärzten eine Praxis aufzubauen, bevor ich nach einer Führungsausbildung die Betriebsleitung einer Spitex-organisation übernahm. Zur Helsana kam ich im Jahr 2004; zuerst als Fallberaterin und später als Teamleiterin im Fallmanagement, bevor ich 2016 schliesslich zur Einkaufsgemeinschaft HSK stiess.
Ich denke, mein Beitrag zum Erfolg lag in meiner vielfältigen Erfahrung im Gesundheitswesen – aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Ich bin dankbar, auf zahlreiche positive Erlebnisse und Erfolge zurückblicken zu können. Dazu gehört, dass ich nie eine Verhandlung abbrechen musste und keine Eskalationen erlebt habe. Mein Grundsatz, «hart, aber fair» zu verhandeln, hat sich als richtig und erfolgreich erwiesen, denn so konnte ich stets partnerschaftliche Lösungen finden.
Vor allem aber sehe ich mich als eines von vielen Puzzleteilchen, welches mit viel Engagement, Lernbereitschaft und Freude zur positiven Entwicklung der HSK beigetragen hat. Neben der eigenen Weiterbildung gehören dazu auch immer gute Kolleginnen und Kollegen, geteiltes Wissen und eine gemeinsame Vision und Mission. All dies durfte ich bei HSK erfahren und erleben, weshalb ich in all den Jahren immer stolz war – und bis heute bin – ein Teil dieses Unternehmens zu sein.
Kannst Du Dich an Deinen ersten Arbeitstag bei der Einkaufsgemeinschaft HSK erinnern? Welche Erwartungen hattest Du und haben sich diese erfüllt?
Schär: An den ersten Tag erinnere ich mich kaum. Was ich jedoch noch weiss, ist, wo wir gesessen haben. Unser Büro befand sich damals noch im Helsana-Gebäude, ganz hinten in der Ecke. Da ich aber schon viele Leute bei HSK kannte, war der Wechsel nicht ganz so einschneidend – im Endeffekt konnte ich meine Arbeitsutensilien einfach von einem Schreibtisch zum anderen zügeln.
An was ich mich hingegen sehr gut erinnern kann – und das hat wiederum mit meinen Erwartungen zu tun – ist, dass ich dachte, ich komme jetzt zur HSK, und alles wird bereits tiptop aufgestellt und organisiert sein. Rückblickend war es dann doch eher ein Sprung ins kalte Wasser. Ein so professionelles Einführungsprogramm wie es heute gibt, gab es damals noch nicht!
Ich musste gleich den Bereich «Physiotherapie» übernehmen, weil eine Mitarbeiterin länger im Urlaub war. Täglich kamen verschiedene Verträge rein, auch in Französisch und Italienisch, die ich bearbeiten und ablegen sollte. Ich hatte keine Ahnung, was zu kontrollieren war und wie die Ordnerstruktur aufgebaut war. Eine weitere prägende Erinnerung von meinem Start habe ich an den dritten Tag. Da wurde ich zur ITAR_K®-Schulung aufgeboten. Riadh Zeramdini und Daniel Maag gaben sich die grösste Mühe, uns dieses riesige Excel-File und seine Funktionen zu erklären. Da habe ich nur gedacht: «Meine Güte, wo bin ich da nur gelandet» (lacht).
Daraufhin habe ich mich bald an der ZHAW für den Weiterbildungskurs «Betriebswirtschaftslehre, Finanz- und Rechnungswesen» eingeschrieben. Auch dank der Unterstützung meiner Kolleginnen und Kollegen, meiner Vorliebe für Zahlen und nach dem Motto «learning by doing» habe ich mir das notwendige Wissen aufgebaut und stetig erweitert.
Welche anderen anspruchsvolle Situationen hast Du in Deinem Arbeitsalltag erlebt?
Schär: Die Pandemie-bedingte Umstellung auf Verhandlungen per MS Teams war besonders herausfordernd, insbesondere durch den Wegfall der Körpersprache. Auch wenn ich mich mittlerweile an Online-Meetings gewöhnt habe, bevorzuge ich nach wie vor den persönlichen Kontakt.
Als ich bei HSK anfing, spielten zudem Themen wie Fachpersonalmangel, Energiekosten und Teuerung noch eine untergeordnete Rolle. Zunehmend wurde die Situation in den Spitälern komplexer und haben die Verhandlungen intensiver gemacht. Dadurch wurde es für mich noch wichtiger, mich vorgängig gut auf die unterschiedlichen Verhandlungspartner einzustellen – besonders an Tagen, an denen ich zwei Verhandlungen führte.
Was wirst Du besonders vermissen, wenn Du in den Ruhestand gehst? Und was lässt Du getrost hinter Dir?
Schär: Ganz eindeutig: Als Teamplayerin werden es vor allem meine Kolleginnen und Kollegen sein, die mir fehlen werden. In all diesen Jahren sind beständige, wertvolle Beziehungen entstanden – nicht zuletzt auch mit den Leistungserbringenden. In all den Jahren, in denen ich für die Zentralschweiz zuständig sein durfte, sind partnerschaftliche Kontakte entstanden, wofür ich sehr dankbar bin. Zudem werde ich unsere HSK-Kultur, die wir tagtäglich leben, vermissen. Die gemeinsamen Mittagessen, bei denen auch Zeit blieb, persönliche Geschichten und Anekdoten auszutauschen und sich auf einer anderen Ebene kennenzulernen, das fand ich sehr bereichernd.
Das Einzige, was ich nicht vermissen werde, ist die tägliche Reinigung der Kaffeemaschine. Hierfür muss ich noch eine Nachfolge suchen. Also, Freiwillige vor! (lacht)
Wie hat sich der Tarifbereich «Pflege» während Deiner Tätigkeit als Tarifmana-gerin verändert?
Schär: Als ich das Tarifmanagement Pflege übernahm, hatten wir 63 Pflegeverträge, aktuell haben wir noch rund die Hälfte. Ich kündigte viele Verträge, die pauschale Vergütungen für Neben-leistungen vorsahen, da die Abrechnung nach Einzelleistungstarifen (beispielsweise TARMED, Physiotarif etc.) möglich wurde. Dies war für die Leistungserbringenden zu Beginn nicht einfach, aber für die uns angeschlossenen Versicherer wurde dadurch eine transparente Leistungsvergütung möglich. Während meiner Zeit trat auch das MiGeL-BVG-Urteil in Kraft (2017), welches alle Stakeholder vor grosse Herausforderungen stellte. Anfangs war unklar, wer was verrechnen durfte, was viele klärende Gespräche mit Verbänden und Leistungserbringenden erforderte.
So gesehen, ist der Zeitpunkt weiterzuziehen für mich sehr passend. Alles ist gut aufgegleist; den Bereich Pflege habe ich schon seit einer Weile an Adrian Scheuber (Verhandlungsleiter | Tarif-manager) abgegeben, des Weiteren übernimmt Walter Wild (Verhandlungsleiter). Momentan sind auch keine Festsetzungen am Laufen und kein BVGer-Urteil pendent. Ich kann mich also zufrieden verabschieden, ohne grössere Baustellen zu hinterlassen.
Gewitterwolken oder blauer Himmel: Was ist Deine Wetterprognose für unsere Branche und welche Tipps gibst Du uns mit auf den Weg?
Schär: Das ist eine sehr spannende und ebenso schwierige Frage. Aus meiner Wahrnehmung wird es für unsere Branche weiterhin alles geben: von Gewitterwolken über leichten Regen, Bewölkung, aber auch immer wieder blauen Himmel zwischendurch. Die Herausforderungen und Reformen werden für alle Akteure nicht weniger werden – sei es mit TARDOC, den Pauschalen, unserer Spitallandschaft und vielen anderen Themen.
Mein Tipp oder auch Wunsch in dieser Hinsicht wäre, dass es weiterhin Leute in unserer Branche gibt, die den Mut haben, notwendige und schwierige Entscheidungen zu treffen. Wie damals zum Beispiel Gesundheitsdirektorin Verena Diener, die im Zuge der Inkraftsetzung des eidgenössischen Krankenversicherungsgesetzes (KVG) im Jahr 1996 die Schliessung von zehn kleineren Spitälern, darunter das Spital Pfäffikon, anordnete. Der Widerstand aus der Bevölkerung war beachtlich, umso mehr beeindruckte mich ihre Weitsicht und Entschlossenheit.
Der Einkaufsgemeinschaft HSK, unserem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung lege ich dies ebenfalls ans Herz: Habt weiterhin die Courage, Entscheidungen zu treffen. Und lasst uns dabei unsere Lösungsorientierung nie verlieren, sodass wir auch künftig faire und transparente Ver-handlungen erfolgreich führen und abschliessen können.
Bleibt zudem weiterhin eine attraktive Arbeitgeberin, die motivierte Talente anzieht und seine Mitarbeitenden wahrhaftig schätzt und fördert. Auf dass die gute Kommunikation zwischen Verwaltungsrat, Koordinationsgremium, Geschäfts- und Team-Leitung sowie den Mitarbeitenden weiterhin gut funktioniert.
Gibt es besondere Projekte oder langgehegte Reisepläne, welche Du nach Deiner Pensionierung verwirklichen willst?
Schär: Ja, diese gibt es tatsächlich. Wie eingangs erwähnt, sind mir Kinder ein grosses Anliegen. Ihr Wohlergehen und das Engagement für sie sind für mich eine Herzenssache. Bereits seit Jahren begleite ich als Leiterin ein Familienlager für krebskranke Kinder der Stiftung Sonnenschein. Diese Erfahrung hat mich immer wieder auf den Boden geholt und liess mich darüber nachdenken, was wirklich wichtig im Leben ist.
Auf meiner Bucketlist steht schon seit langem ein Einsatz für Kinder in Afrika. Und ganz nach dem Motto «was fällig ist, fällt einem zu», habe ich nun die Möglichkeit, im Oktober für einige Wochen nach Simbabwe zu reisen, um dort in einem Waisenhaus mit Spital sowie Geburten- und Kinder-abteilung einen Einsatz zu machen. Natürlich habe ich Respekt vor der Herausforderung, aber noch mehr freue ich mich darauf.
Dadurch, dass ich dies gleich im Anschluss an meine Zeit bei HSK mache, wird der Start meiner Pensionierung ein bisschen in den Hintergrund rücken. Nach der Heimkehr wird sich zeigen, wie ich in die dritte Lebensphase hineinkomme. Was mich zuversichtlich stimmt, ist die Gewissheit, dass ein Teil der guten Beziehungen mit meinen HSK-Kollegen und Kolleginnen bestehen bleiben wird.
Mit welchem Abschiedssatz | Zitat möchtest Du Dich von Deinen Kolleginnen und Kollegen verabschieden?
Schär: Für mich ist ganz klar: Ich wünsche allen weiterhin gute Gesundheit – das höchste Gut, das wir haben, denn ohne sie geht gar nichts.
Zu guter Letzt wünsche ich allen viel Ausdauer und Zuversicht. Verliert nie den Spass und den Humor! Meine Erfahrung zeigt, dass mit diesen Eigenschaften alles ein bisschen einfacher geht. Auf diese Weise werdet auch ihr eines Tages zufrieden auf eine erfüllte Karriere zurückblicken, so wie ich es heute tun darf.
Herzlichen Dank für das Interview!
Das Interview führte Cristina Luna, Kommunikation, Einkaufsgemeinschaft HSK AG.
Publikationsdatum
17. September 2024