Wie ist es um die Transparenz im Gesundheitswesen bestellt?
Bild: Auditorium des Zentrums Paul-Klee in Bern
Seit ihrer Gründung stellt die Einkaufsgemeinschaft HSK in Punkto Transparenz einen hohen Anspruch an sich selbst. Entsprechend lautet ihr Credo: «Datenbasierte Preisfindung für ein zukunftsfähiges Schweizer Gesundheitssystem». Das Fundament für eine nachvollziehbare Preisgestaltung sieht HSK in einer plausiblen und vollständigen Datenbasis. «Wir fordern diese Transparenz auch von unseren Stakeholdern ein, allen voran von unseren Tarifpartnern und Aktionären, aber auch von Behörden und der Gesellschaft», so Eliane Kreuzer, Geschäftsführerin der HSK. Es ist daher eine logische Schlussfolgerung, dass HSK Transparenz zu ihrem Leitthema auserkoren hat. Dies umso mehr, als dass die Thematik an vielen Stellen im Schweizer Gesundheitswesen an Brisanz gewinnt und Handlungsbedarf besteht.
So zeigte sich in der Pandemie, dass Daten häufig fehlten oder Daten im Gesundheitssystem zwar irgendwo vorhanden waren, diese jedoch generell oder zumindest nicht für alle zugänglich waren. Darin manifestiert sich, wie sehr die Schweiz im internationalen Vergleich beim Thema Digitalisierung Nachholbedarf hat. Worin genau besteht jedoch der Zusammenhang zwischen Digitalisierung und Transparenz? Zum einen schafft Digitalisierung die Voraussetzung für Transparenz in Datenbeständen. Zum anderen sind transparente Daten und der Zugang zu diesen eine Bedingung dafür, dass Digitalisierung Nutzen stiftet und keine Datenfriedhöfe erzeugt werden.
Erkenntnisse aus Deutschland auch in der Schweiz nutzbar?
Deutschland hinkt in Bezug auf die Digitalisierung des Gesundheitssystems ebenfalls der Entwicklung von anderen Ländern, wie Dänemark oder Estland, hinterher. In einem Gutachten des Deutschen Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen wurde daher der Leitfrage nachgegangen, «wie Digitalisierung im Gesundheitswesen ausgestaltet werden muss, damit sie optimal zum Patientenwohl beiträgt.» Prof. Dr. Wolfgang Greiner (https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/gesundheitswissenschaften/ag/ag5/mitarbeiter/greiner.xml), Professor für Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement an der Universität Bielefeld und Mitglied des Sachverständigenrates, wird als Referent und Experte am HSK Forum 2022 wesentliche Erkenntnisse aus dem Gutachten skizzieren. Unter dem Titel «Digitalisierung für Gesundheit in einem dynamisch lernenden Gesundheitssystem» zeigt er auf, wozu Digitalisierung im Gesundheitswesen dient und welchen Grundsätzen und Rahmenbedingungen sie folgen sollte. Elektronische Patientenakten und digitale Gesundheitsanwendungen sind ebenso Inhalt seines Referates wie die Nutzung von Versorgungsdaten zu Forschungszwecken. Welche Ansätze des Gutachtens aus Deutschland könnten auch für die Schweiz dienlich sein? Die Runde aus Expertinnen und Experten am HSK Forum wird darauf Antworten suchen.
Qualitätstransparenz
Den Zusammenhang zwischen Transparenz und Qualität erörtert Dr. med. Marc Jungi, Stv. CEO der Sanacare AG (https://www.sanacare.ch/) und Facharzt für Allgemeine Innere Medizin FMH aus dem Blickwinkel der Leistungserbringer. Am Beispiel der schweizweit tätigen Gruppenpraxisorganisation Sanacare AG zeigt er am HSK Forum auf, wie in einer Managed Care Organisation Qualitätsmassnahmen auf System-, Prozess-, Behandlungs- sowie Ergebnisebene etabliert werden können. Er geht dabei auch auf wirkungsvolle Instrumente, wie Qualitätszirkel (QZ), Critical Incident Reporting System (CIRS) sowie Reklamationsmanagement, ein. Jungi hat die Erfahrung gemacht: «Hohe Qualität kann kosteneffektiv sein.» Die Managed Care Verträge von Sanacare enthalten bereits heute «Parameter zu Qualität und Leistungskosten, an denen die Leistung gemessen und von denen die Vergütungshöhe abhängig ist». Damit nimmt Sanacare eine Vorreiterrolle ein. Die KVG-Revision «Stärkung von Qualität und Wirtschaftlichkeit» trat in der Schweiz erst kürzlich, am 1. April 2021, in Kraft. Sie schreibt Qualitätsverträge vor, die im Laufe 2022 zwischen den Verbänden der Krankenversicherern und denen der Leistungserbringer verhandelt werden. Somit dürfen wir für die Expertenrunde am HSK Forum eine spannende Diskussion rund um Qualitätstransparenz erwarten.
Gemeinwirtschaftliche Leistungen (GWL)
Unter der Fragestellung «GWL… Was ist hier eigentlich das Problem?» referiert Pascal Besson, Bereichsleiter Betriebswirtschaft und Qualität und Mitglied der Geschäftsleitung vom Schweizer Spitalverband H+ (https://www.hplus.ch/de/), zur Problematik der gemeinwirtschaftlichen Leistungen (GWL). Bis heute stellen diese ein ungelöstes Problem dar und führen regelmässig zu kontroversen Diskussionen, nicht zuletzt bei Tarifverhandlungen und Preisfindung. «Warum genau? Sind die Spitäler intransparent oder fehlen technische Instrumente, um die Kostenermittlung sicherzustellen? Liegt die GWL-Problematik an anderer Stelle, wie unklarer Auftragserteilung an die Spitäler oder deren Finanzierung?» fragt sich Besson. Nach einem kurzen Exkurs zur Schweizer Rechtslage, wird er in seinem Referat die GWL-Problematik in einem neuen Kontext darstellen. Hierbei wird er aufzeigen, wie die Ermittlung von OKP-relevanten Betriebskosten in einem föderalistischen Land wie der Schweiz KVG-konform vollzogen werden kann. Seine These: «Wo ein Wille ist, ist auch ein Ziel!». Das Thema verspricht spannend zu werden. Eine lebhafte Expertendiskussion ist garantiert.
Mit Daten der Versicherer die Versorgung verbessern?
Bei den Krankenversicherern entstehen dank der Abrechnungsprozesse eine Vielzahl an Daten. Darunter sind auch solche, die im Rahmen von Forschung und Analyse sinnvoll dafür eingesetzt werden könnten, die Qualität oder die Effizienz in der Gesundheitsversorgung für die Versicherten zu verbessern. Somit stellt sich die Frage, welchen Beitrag zur Transparenz die Versicherer leisten können. Wolfram Strüwe, Leiter Gesundheitspolitik und Unternehmenskommunikation, Helsana Versicherungen AG (https://www.helsana.ch/de/helsana-gruppe.html) sowie Verwaltungsratsmitglied der Einkaufsgemeinschaft HSK, stellt am HSK Forum 2022 am Beispiel der Diabetesversorgung vor, was in diesem Bereich möglich ist und worin die Vor- und Nachteile liegen. Er wird hierbei näher auf die Datenentstehung bei den Versicherern eingehen. Strüwe wird zudem erläutern, wie Qualitätsindikatoren auf der Basis von Routinedaten entwickelt und in alternativen Entgeltmodellen nach dem Pay-for-Performance Ansatz (P4P) zu Gunsten der Versicherten eingesetzt werden. Bei P4P Modellen handelt es sich um leistungsorientierte Vergütungssysteme, die bei geeigneter Ausgestaltung für Leistungserbringer die richtigen Anreize setzen, um die Qualität der Gesundheitsversorgung bei gegebenem Budget zu optimieren.
Talk zum HSK Benchmark
Mit Spannung wird auch der vorletzte Programmpunkt der Veranstaltung erwartet. Im Gespräch mit dem Moderator wird Eliane Kreuzer, Geschäftsführerin der Einkaufsgemeinschaft HSK, auf die verschiedenen Benchmarks eingehen, die HSK im Rahmen ihrer datenbasierten Verhandlungsstrategie für die Preisfindung heranzieht. Interessant dürfte sein, wie sich die Datenlage aus dem zweiten Pandemiejahr darstellt und welchen Effekt deren Qualität auf die Benchmarks hat. Hohe Beachtung wird auch der Rückblick auf die erste Verhandlungsperiode nach Einführung der neuen Tarifstruktur ST Reha sowie der Ausblick auf das Tarifjahr 2023 finden.
Seien Sie wieder vor Ort dabei – HSK Forum 2022
Nach zwei Jahren erfolgreicher, digitaler Präsenz (in 2020 und 2021) hat sich die Einkaufsgemeinschaft HSK dazu entschieden, erstmals seit 2019 die Veranstaltung wieder vor Ort, im Zentrum Paul-Klee in Bern durchzuführen. «Ausschlaggebend für den Entscheid war, dass wir den starken Networking Charakter des Anlasses beibehalten wollen», so Kreuzer. Das Eventformat wurde geschärft und ist noch besser auf die Hauptzielgruppen, allen voran die Leistungserbringer und deren Verbände, regionale und nationale Behörden sowie Versicherer, zugeschnitten.
Wir freuen uns, dass wir Stephan Klapproth auch für das Jahr 2022 wieder als Moderator gewinnen konnten. Das Improvisationstheater anundpfirsich (https://pfirsi.ch/) wird dieses Jahr für einen fulminanten Abschluss der Veranstaltung sorgen. In Zürich ansässig, improvisieren sie seit 2005 auf den Bühnen der Schweiz und Europas und schaffen es immer wieder neu, einen Anlass aufzulockern, das Publikum zu begeistern und anspruchsvolle Inhalte auf eine freudvolle Art zusammenzufassen.
Nutzen Sie die Chance, merken Sie sich das Event vor und seien Sie dabei, wenn sich führende Vertreterinnen und Vertreter aus dem Gesundheitswesen austauschen und neue Kontakte knüpfen. Die persönlichen Einladungen werden in den kommenden Wochen versendet. Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung und den persönlichen Austausch mit Ihnen in Bern.
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Weiterführende Informationen
Programm | Referenten | Anfahrt, HSK Forum 2022, Deutsch, Stand 10.08.2022 http://www.stephan-klapproth.live/ https://pfirsi.ch/ https://www.svr-gesundheit.de/gutachten/gutachten-2021/ https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/gesundheitswissenschaften/ag/ag5/mitarbeiter/greiner.xml https://www.sanacare.ch/ https://www.hplus.ch/de/ https://www.helsana.ch/de/helsana-gruppe/.htmlPublikationsdatum
9. Juni 2022