Einkaufsgemeinschaft HSK AG
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Mehr Wettbewerb.<br />Mehr Transparenz.<br />Mehr Kompetenz.

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Datenbasierte Preisfindung für ein zukunftsfähiges Schweizer Gesundheitswesen.

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Rege Diskussion zu «Gesundheitsversorgung – Mehr für weniger?»

Rund 270 Gäste besuchten die 8. Tagung der Einkaufsgemeinschaft HSK im Zentrum Paul Klee in Bern. Insbesondere «Kantönligeist»-Vorwürfe, die harzige Einführung des elektronischen Patientendossiers und dänische «Superspitäler» sorgten für Diskussionsstoff.

«Wir können für gleichviel Geld mehr Leistung erbringen oder die gleichen Leistungen zu tieferen Kosten erhalten. Davon bin ich überzeugt», leitete Rudolf Bruder, Verwaltungsratspräsident der Einkaufsgemeinschaft HSK, die Tagung ein. Wie das erreicht werden könne, darüber wolle man an der Tagung diskutieren.

Plädoyer für ein besseres Preis-Leistungsverhältnis

Als erster Referent plädierte Dr. Jérôme Cosandey dafür, nicht die Kosten, sondern das Preis-Leistungsverhältnis zu optimieren. Der Forschungsleiter Finanzierbare Sozialpolitik beim Think-Tank Avenir Suisse will insbesondere mehr Wettbewerb. Er rief die kantonalen Parlamente auf, Subventionen gezielter einzusetzen und auf protektionistische Massnahmen zu verzichten. Ein neues, freiwilliges Versicherungsmodell soll es den Patienten ermöglichen, ihr Spital frei zu wählen und jene mit Gutschriften belohnen, die sich für ein günstiges entscheiden. Nur Spitäler, die schweizweit gültigen Qualitätsstandards genügen, sollen auf die Spitalliste kommen. «Kantönligeist hat in den Spitallisten keinen Platz», stellte Cosandey klar.

Vernetzung und Kooperationen

Am nächsten Referenten lag es dann, für mittelgrosse Spitäler eine Lanze zu brechen. Adrian Schmitter leitet das Kantonsspital Baden. Die Schweizer Gesundheitsversorgung sei weltweit bereits auf Platz 1. «Damit sie auch bezahlbar bleibt, müssen sich Leistungserbringer vernetzen und Kooperationen eingehen», betonte Schmitter. Von den Kantonen verordnete Zusammenarbeit sei fehl am Platz. Klar sei auch, dass Spitäler ambulante Leistungen nicht in der stationären Infrastruktur erbringen könnten. Das Kantonsspital Baden habe deshalb eine ambulante Einrichtung geschaffen, etwa für Bestrahlungs- und Schmerztherapien, und ein Hausarzt-Center eingerichtet.

Dänemark als Vorbild für die Schweiz?

Für reichlich Gesprächsstoff sorgte das Referat der nächsten Rednerin: Dr. Nadja Kronenberger von der Non-Profit-Organisation Healthcare DENMARK stellte das dänische Gesundheitssystem vor. In einer grossen Reform konsolidierte das Land die Gesundheitsversorgung und schuf wenige sogenannte «Superspitäler». Der Hausarzt wacht als «Gatekeeper» darüber, wer wann Zugang zu den Spitälern sowie den Fachärzten erhält. Dänemark setzt zudem stark auf die Digitalisierung: Elektronische Patientendossiers mit Zugriff für alle behandelnden Ärzte, Labore, Apotheken und die Patienten sind dort bereits Realität.

In der anschliessenden Networking-Pause reagierte Felix Schneuwly, Head of Public Affairs bei Comparis, auf das dänische Modell. Selbst aus liberaler Sicht könne man vom staatlichen, zentralistischen dänischen System lernen. «Das elektronische Patientendossier schafft die notwendige Transparenz. Ärzte, welche diese Transparenz verhindern, riskierten Leben, da sonst in Notfallsituationen wichtige Informationen nicht geteilt werden», sagte Schneuwly. Er rufe alle in der Schweiz dazu auf, mehr Transparenz herzustellen.

Auch Charles Vogel vom Centre hospitalier universitaire vaudois (CHUV) setzte sich im Gespräch für das elektronische Patientendossier ein. Föderalismus sei etwas Gutes, doch manchmal müsse schlicht der Bund einschreiten und einen Entscheid fällen. «Das elektronische Patientendossier muss obligatorisch werden», forderte Vogel von der nationalen Politik.

Technische Innovationen systematisch nutzen

Nach der Networking-Pause ging es mit neuen Technologien im Gesundheitswesen weiter. Der Comedian und Mitgründer der Swiss Healthcare Startups Fabian Unteregger zeigte anhand von Beispielen aus der Praxis, wie sich Machine Learning und Deep Learning einsetzen lassen. Der Doktor der Medizin erklärte, wie die Technologie in der Diagnose von Hautkrebs, tödlichen Herzrhythmusstörungen und weiteren Krankheiten wegweisend sein wird. Die Maschine übernimmt zentrale Aufgaben der Diagnose, die Ärzte gewinnen Zeit. Sie können sich dadurch mehr um den Menschen kümmern. Unteregger schlug mit diesen Beispielen eine Brücke zum Tagungsthema. Denn er zeigte, wie mittels Technologie und «weniger» Zeitaufwand «mehr» für den Patienten erreicht werden kann. Natürlich liess es sich der begnadete Komiker, der auch als Moderator durch die Tagung führte, nicht nehmen, das ernste Thema mit Spässen und einigen bissigen Bemerkungen aufzulockern.

Es braucht mehr Effizienz

Doch wie lassen sich solch neue Technologien überhaupt finanzieren, während das Gesundheitssystem durch den demografischen Wandel belastet wird? Für Eliane Kreuzer gibt es klar Korrekturbedarf. Die Versorgungsplanung sei heute durch den «Kantönligeist» stark fragmentiert, sagte die Geschäftsführerin der Einkaufsgemeinschaft HSK. Die Schweiz leiste sich eine sehr hohe Spitaldichte mit breitem Behandlungsspektrum. Effizienzüberlegungen fänden dabei zu wenig statt. Der Markt spiele nicht frei, es herrsche ein Mangel an Wettbewerb. Gerade Grundversorgungsspitäler wiesen zu hohe Fallkosten aus. «Würde die Spitalfinanzierung richtig umgesetzt, müssten diese Spitäler eigentlich schliessen», sagte Kreuzer.

Finanzierungssystem überdenken

Sie habe sich mit ihrer Teilnahme an der Tagung quasi in die Höhle des Löwen gewagt, scherzte anschliessend Heidi Hanselmann. «Doch als begeisterte Bergsteigerin kann ich sehr gut mit dünner Luft umgehen», so die Präsidentin der Gesundheitsdirektorenkonferenz und Vorsteherin des Gesundheitsdepartements des Kantons St. Gallen. Sie widersetze sich dem Vorwurf des «Kantönligeistes». Das Schweizer System sei komplex und durch viele Akteure und deren Interessen definiert. «Wir sollten das Finanzierungssystem überdenken, so dass es auch wirklich attraktiv ist, über Kantonsgrenzen hinweg zu handeln.» Geschickte Kooperationen und Netzwerke seien die Basis für eine moderne Gesundheitsversorgung, die wohnortsnah, sicher, finanzierbar und dem Menschen dienend sei.

Das «Zuviel» und das «Zuwenig»

Nach den Referaten kam es in der Podiumsdiskussion zu einer lebhaften Debatte. So sagte etwa KSB-CEO Adrian Schmitter, vom dänischen System könne man bezüglich der praxistauglichen Umsetzung des elektronischen Patientendossiers lernen. Doch sei er klar ein Gegner der Zentralisierung, wie man sie in Dänemark beobachten könne, denn so werde der Markt ausgeschaltet. «Es gibt eine gesunde Grösse für Spitäler» und diese liege bei 200 bis 400 Betten, argumentierte Schmitter. Gesundheitspolitikerin Heidi Hanselmann betonte wiederum, durch Zentralisierung liessen sich durchaus Effizienzgewinne nutzbar machen, man müsse sich aber überlegen, was man wo anbieten wolle. Im Kanton St. Gallen habe man etwa die Herstellung von Sterilgut an einem Ort zentralisiert und damit gute Erfahrungen gemacht.

Der anschliessende Stehlunch mit Spezialitäten aus der Schweiz und Dänemark gab dann nochmals den notwendigen Raum, die vielen spannenden Ideen und kontroversen Meinungen gemeinsam zu reflektieren. So liess Simon Hölzer, Geschäftsführer der SwissDRG AG, im Gespräch das Tagungsthema nochmals Revue passieren. Allen Akteuren des Gesundheitswesens sei es bewusst, dass «mehr für weniger» möglich sei. «Die Frage ist, ob man das Zuviel definieren kann. Deshalb sollte man stärker den Markt und den Qualitätswettbewerb spielen lassen und sachgerechte Informationen zu geeigneten medizinischen Massnahmen anbieten», betonte Hölzer.

Ja, es sei möglich, weniger Ausgaben für mehr Leistung zu erreichen, bestätigte Pius Zängerle, Direktor von curafutura. Als Schwesterverband der Einkaufsgemeinschaft HSK engagiere sich seine Organisation dafür, sei es bei den Rahmenbedingungen für ein wettbewerblich organisiertes Gesundheitssystem (Beispiel EFAS) oder in der Erarbeitung von Tarifstrukturen (Beispiel Tardoc). «Unser Ziel ist es, gute Leistungen fair zu tarifieren, damit wir mit dem Schweizer Gesundheitssystem weiterhin in der Spitzenklasse unterwegs sind. Dies tun wir im Dienste der Versicherten und der Patienten», so Zängerle.

Beim ausklingenden Apéro tauschten sich viele Teilnehmer darüber aus, ob und wie sich das Ziel «mehr für weniger» erreichen lässt.

Eindrücke von der 8. Tagung der Einkaufsgemeinschaft HSK

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    Unsere Gäste am Empfang

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    Mitarbeiter der Einkaufsgemeinschaft HSK im Gespräch mit Gästen

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    Rudolf Bruder, Verwaltungsratspräsident, und Eliane Kreuzer, Geschäftsführerin der Einkaufsgemeinschaft HSK, im Gespräch

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    Referenten Dr. Nadja Kronenberger, Dr. Jérôme Cosandey und Adrian Schmitter im Gespräch.

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    Simon Hölzer, Geschäftsführer SwissDRG: «Allen Akteuren des Gesundheitswesens ist es bewusst, dass «mehr für weniger» möglich ist. Die Frage ist, ob man das Zuviel definieren kann. Da es schwierig ist, das zu definieren, sollte man stärker den Markt und den Qualitätswettbewerb spielen lassen und sachgerechte Informationen zu geeigneten medizinischen Massnahmen anbieten.»

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    Urs Martin, Leiter Public Affairs Hirslanden Gruppe: «Dem Statement «mehr für weniger» stimme ich zu. Dieses Ziel kann ganz einfach erreicht werden. Bei der Hirslanden-Gruppe bekommt man mehr für weniger Geld. Denn dieser Mehrwert ergibt sich aus der Formel medizinisches Outcome x Patientenzufriedenheit und dann durch die Kosten dividiert. Dieser Mehrwert ist unsere Unternehmensstrategie.»

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    Dino Cauzza, CEO Swiss Medical Network: «Mehr Medizin ist nicht mit einer besseren Gesundheit gleichzusetzen. Es braucht einen Paradigmenwechsel. Anreize müssen weg vom Volumen hin zum Erfolg verschoben werden.»

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    Felix Schneuwly, Head of Public Affairs Comparis: «Ich bin überzeugt davon, dass sich «mehr für weniger» erreichen lässt. Bundesbern macht aber einen grossen Fehler, wenn es nur auf die Kosten statt auch auf die Qualität fokussiert.»

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    Charles Vogel, Director of Patient Administration Services CHUV: «Mehr für weniger Geld ist schwierig zu erreichen. Schon gut ist es, wenn wir gleichviel Leistung für weniger Geld erhalten. Dazu muss man die Menge der Fälle pro Spital erhöhen und die Spezialisierung fördern. Man sollte nicht alles überall machen wollen, sondern spezialisierte Spitäler mit hohen Fallzahlen schaffen.»

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Weiterführende Informationen

Jérôme Cosandey - Nicht die Kosten, sondern Preis-Leistungsverhältnis optimieren Adrian Schmitter - Der Blickwinkel eines Spitals Nadja Kronenberger - Der Wandel des dänischen Gesundheitswesens Eliane Kreuzer - Überkantonale Lösungen und homogene Cluster Heidi Hanselmann - Mehr oder weniger Gesundheitsversorgung - ein Thema, das alle betrifft

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