Kompetenz und Tarifpartnerschaft als gemeinsame Basis
Thomas Harnischberg und Anne-Catherine Miranda (rechts im Bild)
Herr Harnischberg: Welche Rolle spielt die Einkaufsgemeinschaft HSK und welchen Mehrwert bietet sie dem Krankenversicherer KPT?
HSK verhandelt im Interesse der Versicherer und der Versicherten faire Tarife in der Grundversicherung. Insbesondere in Zeiten von steigenden Gesundheitskosten ist das eine zentrale Aufgabe. HSK schafft Transparenz, fördert den Wettbewerb und leistet damit einen Beitrag zu einem zukunftsfähigen Gesundheitssystem.
Herr Harnischberg: Wieso ist Frau Miranda die richtige Person im Verwaltungsrat der Einkaufsgemeinschaft HSK und damit die optimale Nachbesetzung von Pascal Nussbaumer in diesem Gremium?
Anne-Catherine bringt umfassende Erfahrungen im Gesundheitswesen mit. Sie kennt nicht nur die Perspektive der Versicherer, sondern auch jene der Leistungserbringer. In Verhandlungen ist es zentral, die Bedürfnisse der anderen Partei zu kennen. Zudem habe ich Anne-Catherine als lösungsorientierte, verlässliche und engagierte Persönlichkeit erlebt. Alles Eigenschaften, die sowohl in der HSK wie auch bei der KPT von grossem Wert sind.
Frau Miranda: Welche Motivation treibt Sie an, als Mitglied im Verwaltungsrat der Einkaufsgemeinschaft HSK tätig zu sein?
Das Gesundheitswesen steckt in einer Sackgasse, es braucht dringend Reformen. Blockaden zwischen den beteiligten Akteuren fördern weder das gegenseitige Verständnis, noch tragen sie zur Lösungsfindung bei. Als neues Mitglied möchte ich das Gesundheitswesen aktiv mitgestalten, Netzwerke aufbauen und pflegen sowie zukunftstaugliche und finanziell tragfähige Lösungen mitentwickeln. Ich bin überzeugt, dass wir durch das Engagement einen positiven Beitrag für unsere Versicherten und die ganze Bevölkerung erzielen können.
Frau Miranda: Welche Erfahrungen und Stärken möchten Sie persönlich in dieses Gremium einbringen? Was möchten Sie erreichen und bewirken?
Dank meiner breiten Expertise im Gesundheitswesen, insbesondere in der Pharmabranche, aber auch auf Seiten der Versicherer und Leistungserbringer, kann ich eine ganzheitliche Perspektive einnehmen. Diese Erfahrung im Umgang mit allen Akteuren ist von grossem Wert. Oftmals erlebte ich, dass ein offenes Ohr und echtes Interesse für den anderen Stakeholder viel für eine neue Lösung beitragen können. Diese Stärke möchte ich auch bei HSK einfliessen lassen. Den Pharmamarkt kenne ich sehr gut. Einerseits kann ich Brücken zur Pharma wie auch zu den Leistungserbringern aufbauen, andererseits kann ich auch die Kostenforderungen einzelner Leistungen im Gesamten betrachten. Eine weitere Stärke ist meine Leidenschaft für die Krankenversicherung, respektive die Leistungen. Diese Leidenschaft möchte ich zukünftig auch bei HSK einbringen. Durch meine aktuelle Weiterbildung im Bereich Healthcare Management und Leadership erweitere ich mein Netzwerk um weitere wertvolle, nationale und international Kontakte, die ich gewinnbringend bei HSK einfliessen lassen kann.
Frau Miranda: Wir haben davon gesprochen, wie Sie die Einkaufsgemeinschaft HSK bereichern können. Wie sieht es umgekehrt aus? Welchen Mehrwert bietet HSK dem Krankenversicherer KPT?
HSK setzt auf datenbasierte Verhandlungen und erzielt dabei für die KPT die besten Tarife. Diese werden immer als effektive Kostenoptimierung für die Krankenversicherer wahrgenommen. Aus meiner Sicht nimmt HSK die Verantwortung nicht nur für die KPT, sondern vor allem für die Bevölkerung wahr, damit die Prämien bezahlbar bleiben. Ich durfte in meiner kurzen Zeit bei HSK auch erfahren, wie HSK neue Wege für Verhandlungen einschlägt, die im Markt positiv wahrgenommen werden, und stets eine faire Tarifpartnerschaft anstrebt, die zu nachhaltigen Lösungen führt.
Welche Herausforderungen sehen Sie in den nächsten Jahren auf die Einkaufsgemeinschaft HSK respektive auf den Leistungseinkauf in der OKP bei den Versicherern zukommen? Wie können wir uns als HSK Ihrer Meinung nach optimal für die Bewältigung dieser Herausforderungen aufstellen?
An erster Stelle steht weiterhin die Kontrolle bzw. Eindämmung der Gesundheitskosten. Diese Herkulesaufgabe wird sich in den nächsten Jahren nicht ändern. Im Vordergrund steht nicht nur die Kosteneffizienz, sondern auch die Qualität der medizinischen Versorgung. Es geht darum, für beide Seiten faire, nachvollziehbare Tarife zu verhandeln. Die dafür erforderlichen Qualitätsdaten zu erhalten, ist oftmals herausfordernd. Erschwerend kommen fehlendes einheitliches Verständnis für die Qualität und für die Lesbarkeit der Daten hinzu. Eine weitere Herausforderung ist die Digitalisierung. Digitale Gesundheitslösungen und Innovationen müssen messbar sein. Damit die Leistungen und deren Kosten messbar sind, müssen die Daten strukturiert sein. Darüber hinaus stellt die Koordination der Akteure im Gesundheitswesen und die Steuerung der Patientenströme eine weitere Schwierigkeit dar. Ineffizienzen in diesen Bereichen verteuern unser Gesundheitswesen und haben letztendlich Einfluss auf die Tarife.
Der zunehmende Kostendruck im DRG-System wird HSK auch zukünftig begleiten. Die regionalen Unterschiede und der Kostendruck erschweren die Verhandlungen. Die Spitalplanung wird weiterhin herausfordernd bleiben und die Verhandlungen nicht leichter gestalten.
Selbstverständlich bleiben auch die regulatorischen Rahmenbedingungen zukünftig für HSK anspruchsvoll. Dazu gehört u.a. auch die Fragestellung, in welchen Bereichen wir Innovationen fördern wollen oder dürfen. Diese Aspekte sind grundlegend für die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens und die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung.
In den nächsten Jahren steht eine ganze Reihe von Reformen und strategischer Initiativen im Schweizer Gesundheitswesen an. Zu nennen sind u.a. die neue, ambulante Tarifstruktur, EFAS, das Projekt «Spitalstationäre Gesundheitsversorgung SpiGes» oder DigiSanté. Welche dieser Reformprojekte haben Ihrer Meinung nach den grössten Einfluss auf die Tarifpartnerschaft im Gesundheitswesen? Wie sieht dieser Einfluss konkret aus?
Die Tarmed Struktur ist schon länger veraltet und der Tardoc soll nun die Vergütung der Leistung zeitgemäss und kostengerechter ausweisen. Diese Reform wird den grössten Einfluss auf die Tarifpartnerschaft haben. Neue Verhandlungen werden notwendig sein, insbesondere auch, um die ambulanten Pauschalen abzubilden. Eine neue Tarifstruktur, bei welcher die Kostenneutralität gewährleistet sein muss, führt tendenziell zu intensiveren Verhandlungen.
Zudem wird auch das kürzlich erfolgte Ja zu EFAS einen unmittelbaren Einfluss auf die Tarifpartnerschaften haben, indem es zu Ressourcenverschiebungen bei den Leistungserbringer kommt. Künftig wird die «Ambulantisierung» einen noch grösseren Stellenwert in der Gesundheitsversorgung einnehmen. Einzelne Sektoren werden an Bedeutung gewinnen und die Tarifpartner sind gefordert, die Verhandlungen erfolgreich abzuschliessen.
Herzlichen Dank für das Interview, Herr Harnischberg und Frau Miranda!
Das Interview führte Verena Haas, Kommunikation, Einkaufsgemeinschaft HSK.
Publikationsdatum
12. Dezember 2024