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HSK Forum 2022: Transparenz im Gesundheitswesen

Am HSK Forum vom 1. September 2022 beleuchteten Expertinnen und Experten aus der Schweiz und Deutschland das Thema Transparenz im Gesundheitswesen unter der Frage «Weiter im Blindflug oder endlich klare Sicht?» aus verschiedenen Blickwinkeln.

Am 1. September fand das HSK Forum endlich wieder in physischer Form im Zentrum Paul Klee statt: Knapp 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfolgten die Veranstaltung vor Ort. Sie gingen gemeinsam mit einer Expertenrunde der Frage nach, ob und in welcher Form die Transparenz im Gesundheitswesen nötig ist und welche Rolle dabei die Digitalisierung spielt. Vier Fachreferate beleuchteten das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Im Anschluss an die jeweiligen Referate reflektierten die Experten die Bedeutung der vorgestellten Ansätze für das Schweizer Gesundheitssystem.

Transparenz im Gesundheitswesen: der akademische Blickwinkel

Im ersten Referat des Tages stellte sich Prof. Dr. Wolfgang Greiner, Professor für Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement der Universität Bielefeld, dem Thema aus akademischer Sicht. Er ist einer der führenden Kenner und Forscher im deutschen Gesundheitswesen.

Transparenz im Gesundheitswesen – weiter im Blindflug oder endlich klare Sicht?

Wollen wir eine bessere Versorgung der Patienten, müssen wir uns vom «gewollten nicht-Wissen verabschieden», resümierte Prof. Dr. Greiner gleich zu Beginn seines Referats. Mit anderen Worten: «Ohne den bewussten Entscheid, zur Verfügung stehende Daten zu nutzen, sei ein patientenzentriertes Gesundheitswesen nicht möglich.» Dank digitalen Gesundheitsanwendungen (Gesundheits-Apps auf ärztliche Verordnung) stünden bereits Versorgungsdaten zur Verfügung. Die mangelnde Datentransparenz verhindere jedoch die Nutzung dieser Daten für Forschungszwecke und damit für die Verbesserung der Patientenversorgung.  

Dabei spiele die Digitalisierung eine entscheidende Rolle. Sie sei die effizienteste Möglichkeit, Transparenz zu schaffen. Dabei gab Prof. Dr. Greiner zu bedenken, dass «die mangelnde Digitalisierung mittlerweile ein höchst kritischer Engpassfaktor» sei. Nicht nur, da Fortschritte, wie beispielsweise eine gut funktionierende, elektronische Gesundheitsakte fehle. Frappierend sei auch die mangelnde Kompetenz im Umgang mit digitalen Technologien.

Expertenrunde

Im Anschluss diskutierte der Referent mit der anwesenden Expertenrunde, bestehend aus Dr. med. Marc Jungi (stellvertretender CEO der Sanacare AG und Facharzt für Allgemeine Innere Medizin), Pascal Besson (Bereichsleiter Betriebswirtschaft und Qualität und Mitglied der Geschäftsleitung von H+ Die Spitäler der Schweiz), Wolfram Strüwe (Leiter Gesundheitspolitik und Unternehmenskommunikation, Helsana Versicherungen AG) und Eliane Kreuzer (Geschäftsführerin Einkaufsgemeinschaft HSK AG). Unter der Moderation von Stephan Klapproth debattierten sie über die Chancen und Risiken der Transparenz sowie die Umsetzung der Digitalisierung im Gesundheitswesen.

Die Runde hob gleich zu Beginn der Diskussion die Vorteile der Digitalisierung hervor. Es könne nicht sein, dass manche Hausärzte immer noch mit Fax arbeiteten, meinte Dr. med. Jungi. Besonders, wenn der Austausch zwischen den unterschiedlichen Akteuren im Gesundheitswesen mit einfachen Mitteln stark verbessert werden könnte.

Schliesslich gebe es aber auch Risiken, die nicht von der Hand gewiesen werden dürfen. So müssen neue, digitale Hilfsmittel nicht zu übermässigem Mehraufwand führen. Vor allem aber sei dem Datenschutz Sorge zu tragen. Wolle man, wie in der Schweiz erforderlich, die Bevölkerung für mehr Datentransparenz, beispielsweise durch ein elektronisches Patientendossier, gewinnen, müsse das Vertrauen in die sichere Speicherung und korrekte Handhabung ihrer Daten sichergestellt werden.

Referat & Expertenrunde - Prof. Dr. Wolfgang Greiner, Uni Bielefeld

 

Transparenz im Gesundheitswesen: die Sicht eines Facharztes

Im zweiten Referat des Tages präsentierte Dr. med. Marc Jungi, stellvertretender CEO der Sanacare AG und Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, die Frage der Qualitätstransparenz aus der Sicht der Leistungserbringer.

Transparenz zu Qualität und Leistungskosten in der Managed Care Organisation Sanacare

Der Patient müsse zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtige medizinischen Leistung gemäss seinen Bedürfnissen erhalten. Damit sei die «Qualität» laut der Definition der FMH erreicht, erläuterte Dr. Jungi. Das Beispiel Sanacare zeige, dass die Transparenz auf allen diesen Ebenen der Qualität nicht nur möglich sei, sondern auch kosteneffektiv sein könne. In ihren Managed-Care Verträgen seien nämlich Parameter zu Qualität und Leistungskosten enthalten, die wiederum Sanacares Leistungen messen und von denen die Höhe der Vergütung abhängig sei.

Während die Struktur-, Prozess und Indikationsqualität auf diese Weise dank standardisierter, IT-unterstützter Prozesse zufriedenstellend garantiert werden könne, sei die Ergebnisqualität noch zu verbessern. Auch hier sei durch das zielgerichtete Sammeln von Daten «Optimierungspotenzial in verschiedenen Bereichen vorhanden: zum Beispiel Indikations-Qualität, Erarbeiten von Benchmarks für Behandlungs-Qualität in der Patientenversorgung oder auch in der Bereitstellung digitaler Tools, die das Datenhandling vereinfachen.»

Expertenrunde

Es sei eine Tatsache, dass das integrierte Versorgungssystem eine grosse Zufriedenheit zulasse. Dies sowohl bei den Patienten als auch bei den Leistungserbringern - darin waren sich die Expertinnen und Experten einig. Im Gegensatz zu Deutschland, wo es in den letzten Jahren bei einer Modellhaftigkeit blieb, seien in der Schweiz gemäss Dr. Jungi und Herrn Strüwe mittlerweile über 75 Prozent der Versicherten solchen Modellen beigetreten. Dabei könnten die Prämienrabatte ein möglicher Grund für die starke Akzeptanz solcher Modelle in der Schweiz sein.

Als grosse Herausforderung wurde von allen Expertinnen und Experten der Datenschutz angesehen. Zwar fehlen bislang über einen Praxis-Verband hinaus die strukturellen Möglichkeiten, die den Datenaustausch beschleunigen und vereinfachen. Gemäss Dr. Jungi verhindert dies im Arztalltag aber nicht, wichtige Patientendaten, falls nötig, zu teilen, sofern der Patient dem zustimmt. Prof. Dr. Greiner gab zu bedenken, dass es keine absoluten Datensicherheit gibt – weder in der analogen noch in der digitalen Welt. Allerdings sei es wichtig, die Gefahren nicht überzubewerten und sie ins Verhältnis zum hohen Nutzen zu stellen. Ganz dem Motto «Daten teilen heisst besser heilen.»

Referat & Expertenrunde - Dr. med. Marc Jungi, Sanacare AG

 

Transparenz aus dem Blickwinkel der Leistungserbringer

Nach der Kaffeepause präsentierte Pascal Besson, Bereichsleiter Betriebswirtschaft und Qualität sowie Mitglied der Geschäftsleitung vom Schweizer Spitalverband H+, die Sicht der Leistungserbringer. Dabei thematisierte er in seinem Referat die Problematik der gemeinwirtschaftlichen Leistungen.

GWL… Was ist hier eigentlich das Problem?

Herr Besson stellte gleich zu Beginn seines Referats klar, dass die gemeinwirtschaftliche Leistung (GWL) bis heute ein ungelöstes Problem sei. Das Problem dabei sei weder die Transparenz in den Spitälern noch die fehlenden technischen Instrumente, welche die Kostenermittlung sicherstellen. Es seien vielmehr die Ermittlung der GWL-Kosten und deren Regelung im KVG, die nicht zufriedenstellend seien. «Spitäler können es sich nicht mehr leisten, GWL anzubieten, (dafür) Betriebskosten auszuweisen, ohne zu wissen, wer diese finanziert!»

Eine politische Lösung werde schwierig sein. Dabei gäbe es eigentlich einen Weg, der für die Finanzierer wie auch für die Leistungserbringer interessant sein könne. Dieser basiere auf drei Finanzierungsprinzipien. Erstens brauche es Definitionsregeln, welche die GWL klar beschreiben und eine eindeutige Abgrenzung zur OKP-Leistung festlegen. Zweitens brauche es ein transparentes Mehrjahresbudget, das allen Beteiligten Planungssicherheit gebe. Schliesslich müssen die Leistungsaufträge öffentlich ausgeschrieben werden. Nur so sei die Effizienz im System gesichert.

Expertenrunde

Wo es um Geld gehe und nicht zu Ende reguliert sei, werde gestritten ohne Ende. Das Statement von Strüwe sorgte für Schmunzeln, umschrieb aber das Problem bei der GWL treffend. Die Verhandlungen zwischen Finanzierern, sprich Kantonen und Versicherern, und den Spitälern seien härter geworden. Entsprechend sei eine nationale Lösung der Situation mithilfe der Krankenpflege-Leistungsverordnung (KLV) unumgänglich.

Trotz der verfahrenen Situation schimmerte in der Expertenrunde Optimismus durch. Es gebe Spielräume und mögliche Allianzen, die Lösungsansätze aufzeigen könnten. So wäre es beispielsweise interessant zu wissen, wie viel ein Kanton bereit sei, für Spitalleistungen zu bezahlen. Dann stünden nämlich konkrete Forderungen im Raum, die eine realistische Basis für Verhandlungen bieten würde. Zum anderen wäre es wünschenswert, dass ein Entscheidungsverfahren festgelegt würde, das ohne Gerichte eine brancheninterne Lösung eines Konflikts ermögliche.

Referat & Expertenrunde - Pascal Besson, H+ die Spitäler der Schweiz

 

Der Beitrag der Versicherer zur Transparenz

Zum Schluss wurde der Blickwinkel der Versicherer auf die Transparenz beleuchtet. Wolfram Strüwe, Leiter Gesundheitspolitik und Unternehmenskommunikation, Helsana Versicherungen AG sowie Verwaltungsratsmitglied der HSK, stellte sich in diesem Rahmen der Frage, ob sich mit Daten der Versicherer die Versorgung verbessern lässt.

Mit der Arztrechnung die Versorgung verbessern? Kein Witz!

Strüwe nutzte das Beispiel von Diabetes, um aufzuzeigen, dass die Digitalisierung bei Versicherern bereits in der Umsetzung gewesen ist, bevor die Politik überhaupt aktiv wurde. Konkret sei dies bei der gezielten Nutzung der Daten der Fall, die sich durch die digitale Erfassung der eingehenden Arztrechnungen im System ansammeln. Anstatt diese einfach im Datenfriedhof liegen zu lassen, habe die Helsana relevante und steuerbare Indikatoren definiert, die den Versorgungsgrad von Diabetes widerspiegeln.

Dabei habe sich nicht nur gezeigt, dass die Transparenz bei Hausarztnetzen besser als bei der Regelversorgung sei. Vor allem habe die transparente Auswertung der Daten durch die Helsana dazu geführt, dass sich die Versorgungsleistungen signifikant verbessert hätten. So sei die Wahrscheinlichkeit von Diabetespatienten, einen Augenarzt aufzusuchen, seit der Einführung der Datenauswertung um 15 Prozent gestiegen.

Expertenrunde

Die Expertenrunde zeigte sich von der Initiative der Helsana beeindruckt. Vor allem auch, da sie eine konkrete Handlung bei den Ärzten ausgelöst hat. Sie gaben hingegen zu bedenken, dass bei solchen Auswertungen Indikatoren definiert werden müssen, die allgemein akzeptiert seien. Dies funktioniere beim Beispiel von Diabetes. Bei anderen Krankheiten könne sich dies jedoch als schwierig erweisen. Auch spiegeln die Rechnungen nicht wider, wenn ein Patient keine medikamentöse Behandlung erhält.

Prof. Dr. Greiner erwiderte, dass die Auswertung solcher Daten dennoch äusserst wertvoll und entsprechend zu einem eigenen Wissenschaftszweig geworden sei. Die Grenzen seien hier regulatorischer und gesellschaftlicher Natur. Sie legten fest, wie weit Krankenversicherungen beim Sammeln und Nutzen von Daten gehen dürften. Dabei spiele auch die Frage eine Rolle, welche Antworten durch solche Auswertungen gefunden werden sollen. Ein Indikator könne hier die Vertrauensmedizin sein: Wenn hier keine Klarheit über den Willen der Patienten herrsche, wo dann?

Referat & Expertenrunde - Wolfram Strüwe, Helsana Versicherungen AG

 

Kurz Talk: Startschuss Tarifverhandlungen

Abgerundet wurde das Forum durch einen Talk zum HSK Benchmark mit Eliane Kreuzer, Geschäftsführerin der Einkaufsgemeinschaft HSK. Die auch dieses Jahr mit Spannung erwarteten Benchmarks sind ein wichtiges Instrument, das HSK für eine datenbasierte Verhandlungsstrategie bei der Preisfindung nutzt. Auch wenn die Daten meist verspätet geliefert werden, ist die Qualität der Daten im Bereich DRG erfreulich. Allerdings fehlen die Zusatzdaten. Weiter gebe es bei der Datenplausibilisierung der Spitäler teilweise grosse Unterschiede. Diese sei umso wichtiger, als dass die «Transparenz der Schlüssel für unser Credo der datenbasierten Preisfindung» ist, so Kreuzer.

Frau Kreuzer gab bekannt, dass im Bereich DRG der Benchmark bei rund 9402 Franken liegen werde. Dieser Wert sei tiefer als im letzten Jahr, wie der Vergleich fast aller Schweizer Spitäler zeige. Der definitive Wert werde jedoch erst Ende September 2022 veröffentlicht . Der Benchmarkwert im Bereich TARPSY werde zu einem späteren Zeitpunkt publiziert und im Bereich ST Reha werde auch dieses Jahr kein Benchmarking durchgeführt. Schliesslich geht sie noch auf das derzeit oft gehörte Thema der Teuerung ein. Sie führt aus, dass die Teuerung heute in der Berechnung des Benchmarkingwertes nicht berücksichtigt werden kann. Man werde sie aber beobachten und, falls nötig, in die Verhandlungen aufnehmen, so Kreuzer.

Talk: Startschuss Tarifverhandlungen Tarifjahr 2023

 

Fulminanter Abschluss

Den Abschluss des diesjährigen HSK Forums bildete das Improvisationstheater anundpfirsich. Es schaffte es, die anspruchsvollen Inhalte des Forums auf humorvolle Art und unter Einbezug des Publikums zusammenzufassen und erntete dafür grossen Applaus von den Zuschauern.

Das nächste Jahr findet das HSK Forum am 7. September 2023, im Zentrum Paul Klee in Bern, statt. Wir freuen uns schon jetzt auf Ihre Teilnahme!

Der etwas andere Blick - anundpfirsich gmbh (Tagungstheater)

 

 

Impressionen vom Event (Bilderserie)

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    Gäste am Empfang

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    Referent Dr. Jungi

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    Referent Prof. Dr. Greiner

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    Moderator Stephan Klapproth

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    Referent Wolfram Strüwe

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    Referent Pascal Besson

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    Eliane Kreuzer im Talk mit Moderator Stephan Klapproth

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    Expertenrunde diskutiert und beantwortet Publikumsfragen

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    Publikumsfrage von Felix Schneuwly, Comparis

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    Künstler-Duo anundpfirsich begeistert das Publikum

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    Networking Pause

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Weiterführende Informationen

Referat Prof. Dr. Wolfgang Greiner, Professor für Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement, Universität Bielefeld, Deutschland: «Transparenz im Gesundheitswesen - Weiter im Blindflug oder endlich klare Sicht?» Referat Dr. med. Marc Jungi, Stv. CEO Sanacare | Facharzt für Allgemeine Innere Medizin FMH: «Transparenz zu Qualität und Leistungskosten in einer Managed Care Organisation» Referat Pascal Besson, Mitglied der Geschäftsleitung | Bereichsleiter Betriebswirtschaft und Qualität bei H+ Die Spitäler der Schweiz: «GWL...Was ist hier eigentlich das Problem?» Referat Wolfram Strüwe, Leiter Gesundheitspolitik & Unternehmenskommunikation, Helsana Versicherungen AG: «Mit der Arztrechnung die Versorgung verbessern? Kein Witz, das Beispiel Diabetes»

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